Der Film „Otzenrath 3°kälter“ erzählt die Geschichten einiger Bewohner des niederrheinischen Dorfes Otzenrath. Innerhalb von fünf Jahren wurde ihr gesamter Ort umgesiedelt – als erster von zwölf weiteren, die im Laufe der kommenden 40 Jahre dieses Schicksal teilen werden – weil er dem Braunkohletagebau „Garzweiler II“ im Wege stand. Jens Schanze setzt die im Jahr 2000 mit dem Film „Otzenrather Sprung“ begonnene Erzählung fort. Es gibt ein Wiedersehen mit den Menschen von damals, die versuchen, „Neu-Otzenrath“ zu ihrer Heimat zu machen.
Synopsis
„Der Energieträger Braunkohle ist für Deutschland einer der ganz wesentlichen Energieträger. Ich wünsche ihnen viel Glück bei diesem Bau und eine gute Zukunft für die Bundesrepublik Deutschland“ ruft die Bundeskanzlerin den Vertretern der RWE AG anlässlich der Grundsteinlegung des Braunkohlekraftwerks Grevenbroich-Neurath zu.
„Gratulation an Sie alle, Sie haben ein todschickes, neues Dorf hier “ ruft der Direktor des Tagebaus „Garzweiler II den Otzenrather Bürgern im Kirmeszelt zu.
„Ich denke mal, dass die energiepolitischen Probleme nicht so groß waren, dass das alles von Nöten war“ sagt der junge Landwirt Markus Mohren und betrachtet die Fläche, auf der bis vor kurzem das 700 Jahre alte Dorf Otzenrath stand.
Im Juni 2006 wurde der Tagebau „Garzweiler II“ offiziell in Betrieb genommen. Bis zum Jahr 2045 sollen hier 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle abgebaut werden.
Zu den so genannten vorbereitenden Maßnahmen, die der Eröffnung des Tagebaus vorangingen, gehörte auch die Umsiedlung der Dörfer Otzenrath, Spenrath und Holz.
Während des letzten Jahres, das die Otzenrather in ihrem alten Dorf verbringen konnten, drehten Jens Schanze und der Kameramann Börres Weiffenbach den Film „Otzenrather Sprung“ (D 2001).
Sechs Jahre später besuchen sie die Menschen, die sie damals kennen gelernt haben, erneut. Wie haben der Verlust der vertrauten Landschaft und die Umsiedlung nach Neu-Otzenrath das Leben der Menschen verändert? Wie hat sich die Dorfgemeinschaft verändert?
Der Film „Otzenrath 3°kälter“ ist der zweite Teil einer Chronik, die das Schicksal der Otzenrather über einen Zeitraum von etwa zwei Jahrzehnten dokumentieren wird.
Im Zentrum des Films steht der junge Landwirt Markus Mohren, den die Umstände unverhofft und zunächst gegen seinen Willen zum Betriebsleiter auf dem elterlichen Hof gemacht haben. Am liebsten wolle er Fußballspieler werden oder etwas mit Börse und Aktien machen, sagte er im Jahr 2000, damals 14-jährig.
Um ihn herum gruppieren sich die Wirtsleute der Dorfkneipe, ein Hobbyimker und ehemaliger Kirchenvorstand und ein Bauernehepaar, das noch immer seinen Hof im alten Ort bewirtschaftet, obwohl sich der Braunkohlebagger längst auf Sichtweite genähert hat.
Zwischen den Episoden aus dem Leben der Umsiedler begleitet der Film die öffentlichen Auftritte der RWE-Vertreter, die sich im Spannungsfeld zwischen stolzer und pflichtbewusster Erfüllung ihres „gesellschaftlichen Auftrags zur Stromerzeugung“ und der Zumutung, die damit für die lokale Bevölkerung sowie für Natur und Landschaft verbunden ist, bewegen.
Während die Menschen in Neu-Otzenrath versuchen, sich in ihrem neuen Ort und in ihren neuen Häusern zurechtzufinden, werden die letzten Überreste ihres alten Dorfes beseitigt. Als eines der letzten Gebäude wird die denkmalgeschützte Kirche abgerissen. Gleichzeitig bemüht sich der Direktor des Tagebaus die „gutnachbarschaftlichen Beziehungen“ seines Unternehmens zu den Umsiedlern zu pflegen.
Der Film verfolgt diese parallel ablaufenden Ereignisse über einen Zeitraum von 10 Monaten.
Cast and Crew
Director Jens Schanze
Screenwriter Jens Schanze
Director of Photography Börres Weiffenbach
1. Assistant of the director of photography Helge Haack
Editor Jens Schanze
Sound Mauricio Wells, Sebastian Kutzli, Judith Malek-Mahdavi
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